80. BioCon Valley®-Treff: "Entwicklung des Arbeitsmarktes der Gesundheitswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern im Zeichen der Digitalisierung“
Aufzeichnung der Online-Veranstaltung
Mit der Digitalisierung verfügen alle Branchen über vielfältige Vorteile, vor allem in Bezug auf Erleichterungen in der Kommunikation und Dokumentation sowie in der Automatisierung von Routinearbeiten. Neben den vielfältigen Vorteilen der digitalen Transformation bestehen jedoch finanzielle, organisatorische, aber auch mentale Hürden, die diese Umsetzung hemmen. Hinzu kommen vielerlei Ängste: Wird es meinen Arbeitsplatz noch in Zukunft geben? Wird meine Ausbildung auch in zehn Jahren noch einen Wert haben?
Im 80. BioCon Valley®-Treff „Entwicklung des Arbeitsmarktes der Gesundheitswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern im Zeichen der Digitalisierung“ nahm sich dieser Themen an und stellte die Ergebnisse einer gleichnamigen Studie vor. Die vier Referenten der von der BioCon Valley® GmbH organisierten Online-Veranstaltung gaben darüber hinaus einen Ausblick auf die bevorstehende Entwicklung der nächsten zehn Jahre in der Gesundheitswirtschaft des Bundeslandes, welches die größte Branche in Mecklenburg-Vorpommern ist.
Eins vorweg: die Digitalisierung wird in der Gesundheitswirtschaft keine Arbeitsplätze kosten, sondern etliche neue schaffen. Dies vermittelte eindrucksvoll Dr. Sandra Hofmann, Forschungsleiterin für internationale Sozialpolitik am WifOR Institute Berlin und Autorin der Studie. Auf Basis der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung – der offiziellen statistischen Datengrundlage in Deutschland für alle Wirtschaftsbereiche – hat das WifOR Institute ermittelt, dass bis zum Jahr 2030 30.000 neue Arbeitskräfte benötigt werden, allein in Mecklenburg-Vorpommern.
Hier sind gegenwärtig schon 150.000 Menschen in der größten Branche des Bundeslandes tätig. Rund 1.600 von ihnen werden bis 2030 allein mit digitalen Themen beschäftigt sein, sei es als Systemadministratoren, Entwickler von speziell zugeschnittener Software oder Auswerter von Bilddaten in der Diagnostik. In der Veranstaltung wurde darüber hinaus thematisiert, welche Veränderungen sich durch die digitale Transformation in der Gesundheitswirtschaft für Unternehmen wie für Arbeitnehmer ergeben, welche neuen Berufsgruppen entstehen und wie Aus-, Weiterbildungs- und Studienprogramme angepasst werden müssen, um die Arbeitnehmer von morgen versiert digital zu schulen. Anhand der Anforderungen an einzelne Berufsbilder hat das WifOR Institute die zentralen Kompetenzen herausgearbeitet, die für Beschäftigte im Jahr 2030 entscheidend sind. Hier gehören interessanterweise die sogenannten Soft Skills zu den benötigten Kernkompetenzen. Dies gilt insbesondere für dringend benötigte Umschulungen, denn WifOR wie die BioCon Valley® GmbH gehen davon aus, dass der Fachkräftebedarf nicht allein durch Menschen in Erstausbildung gedeckt werden kann. Hilfe in Mecklenburg-Vorpommern leistet hier beispielsweise das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Rostock. Silvia Rydlewicz, Konsortialleiterin der Einrichtung, und Prof. Dr. Christian Schmidt, Ärztlicher Vorstand und Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin Rostock und ebenfalls in der Konsortialleitung des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Rostock aktiv, berichteten von ihren Fort- und Weiterbildungsangeboten. Diese richten sich an einzelne Arbeitnehmer, während das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Rostock generell Kleine und Mittlere Unternehmen darin ertüchtigt, selbst digital fit zu bleiben oder zu werden.
Prof. Schmidt ging obendrein auf die vielfältigen Herausforderungen ein, die die von ihm geführte Universitätsmedizin bewältigen muss: die immer kürzer werdenden Behandlungszeiten, grundsätzlich gut für den Patienten, führen dazu, dass das Personal nur schwer eine persönliche Beziehung aufbauen kann. Dabei ist Letztere laut Studien entscheidend für den positiven Behandlungsverlauf bzw. in der Nachsorge und der Versorgung von chronisch kranken Patienten. Nicht minder herausfordernd sind die ländlichen Räume, die insbesondere die umfassende Versorgung erschweren. Hier hat, als eine Lösung, die Universitätsmedizin Rostock (UMR) acht Medizinische Versorgungszentren im Umkreis von Rostock eingerichtet, die in der Nachsorge und der Betreuung von chronisch kranken Patienten das Portfolio der UMR ergänzen und die Versorgungsqualität einer Universitätsmedizin ermöglichen.
Abschließend skizzierte Prof. Dr. Michael Leyer, Lehrstuhl ABWL: Service Operations an der Universität Rostock, die digitale Transformation in der Gesundheitswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern durch Digitalisierung. Hierfür zeigte er ganz praktische Anwendungsfälle auf, die schon jetzt bzw. in naher Zukunft digital besser laufen – in Unternehmen wie in Kliniken. Dabei sollte seiner Auffassung nach Digitalisierung kein Selbstzweck sein, um als Firma modern zu erscheinen, sondern gezielt Prozesse im Unternehmen verbessern – allen voran das Teilen von Wissen und das Beschaffen von Informationen.