Preisträger des „Baltic Sea Region Health Innovation Award“ 2022 gekürt

Preisträger sind: die Sensorsohle für Diabetikerfüße, eine App zur Kommunikation von Pflegepersonal und Patienten sowie das 3D-Drucken von Silikon.

Foto: Bio Con Valley® GmbH

Im Rahmen der 17. Nationalen Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft 2022 hat der Minister für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit des Landes Mecklenburg-Vorpommern (MV), Reinhard Meyer, die Preisträger des 2. Baltic-Sea-Region Health Innovation Award (BSR HIA) geehrt. „Gerade in krisengeschüttelten Zeiten gilt es, die Gesundheitswirtschaft weiter intensiv zu begleiten, um die Wirtschaftskraft insgesamt zu festigen, das Potential des technologischen Fortschritts zum gesundheitlichen Nutzen der Menschen zu gestalten und wichtige Impulse zu setzen. Ziel des Preises, der von der BioCon Valley® GmbH organisiert wird, ist es, die wirtschaftliche Verwertung von Ideen und Erfindungen aus der Gesundheitswirtschaft nachhaltig zu unterstützen“, sagte der Wirtschaftsminister während der Preisverleihung am Donnerstag, den 16. Juni 2022.

Der BSR HIA ist ein ausgerichteter Preis für innovative Ideen von Unternehmen in der Gesundheitswirtschaft, der seit 2020 im Rahmen der Nationalen Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft verliehen wird. Schirmherrin des Wettbewerbs ist Ministerpräsidentin Manuela Schwesig. Er ermöglicht es, Ideen und Erfindungen aus der Gesundheitswirtschaft im Ostseeraum nachhaltig zu unterstützen und die Region durch den Ausbau internationaler Netzwerke weiter zu fördern.

Zu den diesjährigen Preisträgern zählen eine intelligente sensorische Einlegesohle für Diabetikerfüße; eine App, die die Kommunikation zwischen Pflegepersonal und Patienten im Krankheitsfall verbessert sowie eine digitale Plattform und ein innovatives Verfahren zum 3D-Drucken von Hörgeräten für die Massenanfertigung.

„Die Bandbreite der Start-up-Unternehmen zeigt die Vielfältigkeit und den Ideenreichtum der Branche, um die Gesundheitswirtschaft weiter voranzubringen. Entscheidend ist es, dass aus den innovativen Ideen marktfähige Produkte werden. Das sichert und schafft Arbeitsplätze im eigenen Land“, so Minister Meyer.

Die drei Erstplatzierten erhielten, neben Preisgeldern der Sponsoren Guth'sche Stiftung – Gemeinnützige Stiftung Dr. Gerhard Guth & Dr. Manuela Guth (1. Platz - 5.000 Euro), der Universitäts- und Hansestadt Greifswald (2. Platz - 3.000 Euro) sowie der FPS Anklam GmbH (3. Platz - 1.000 Euro), Sachleistungen in gleicher Höhe und einen Travelvoucher für die Teilnahme an der Nationalen Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft – zur Verfügung gestellt von der BioCon Valley® GmbH.
Zu den Sachleistungen gehören Beratungs- oder Coachingleistungen, kostenlose Labor- oder Büroräume, z. B. am Standort des jeweiligen Preisstifters oder in den Technologiezentren in Rostock und Greifswald, sowie verschiedene Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit regionalen Partnern.
Die Sachleistungen werden mit den Preisträgern individuell und bedarfsorientiert abgestimmt. Hinzu kommt jeweils eine Einladung zur 17. Nationalen Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft 2022 sowie zum Networking-Event für Start-ups, „Ship to Business“, das ebenfalls von der BioCon Valley® GmbH organisiert wird.

Zu den Preisträger:innen

1. Platz: Osentec GmbH, Neubrandenburg
„Intelligente sensorische Einlegesohle für Diabetikerfüße“
Einer von vier Diabetikern entwickelt im Laufe seiner Stoffwechselerkrankung das Diabetische Fußsyndrom. Die betroffenen Patienten – 150 Millionen weltweit – verlieren das Gefühl in ihren Füßen und werden dadurch anfällig für nur langsam heilende Geschwüre und Wunden. Die patentierte Lösung der Osentec GmbH ist eine intelligente Einlegesohle, die den Patienten mehrere Wochen vor der Entstehung eines Geschwürs warnt. Die Einlegesohle überwacht kontinuierlich die Fußsohlentemperatur und sendet die Daten an das Smartphone des Patienten. Sobald ein Algorithmus eine sich anbahnende Entzündung erkennt, benachrichtigt die App den Patienten.
Die auch „Smart Sensory Insole“ genannte Einlegesohle ist das Ergebnis eines gemeinsamen Forschungsprojekts, das 2017 begann und im Oktober 2021 erfolgreich abgeschlossen wurde – unter anderem durch Unterstützung vom „Ideenwettbewerb Gesundheitswirtschaft“, der von der BioCon Valley® GmbH im Auftrag der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern organisiert wurde.
Das Ziel von Osentec ist es, den Prototyp zu einem marktfähigen Produkt weiterzuentwickeln und die Produktion von einigen Dutzend auf Zehntausende von Einheiten zu steigern, um so vielen Patienten wie möglich zu helfen. Zurzeit nutzt Osentec ein gut ausgebautes Lieferantennetz deutschlandweit.
Für die Entwicklung der Sohle erhielt das Partnerunternehmen Orthopädie-Technik-Service aktiv GmbH, Greifswald, eine EFRE-finanzierte Technologieförderung. „Die Umsetzung der Grundidee, die auf einer amerikanischen Studie basierte, wäre ohne die tatkräftige Unterstützung vom Referat Technologie des Wirtschaftsministeriums MV nur schwer umsetzbar gewesen“, sagt Frank Starkowski, Geschäftsführer Orthopädie-Technik-Service aktiv GmbH. Er hat für die Weiterentwicklung und Vermarktung der Sohle die Osentec GmbH ausgegründet, nun Preisträger des BSR HIA. Zu den Partnern des von der Technologieförderung vom Wirtschaftsministerium MV unterstützten Projekts gehören neben der Orthopädie-Technik-Service aktiv GmbH auch das Kompetenzzentrum Diabetes Karlsburg (KDK) und das Institut für Diabetes „Gerhardt Katsch“ e. V. Karlsburg (IDK).

Preisstifter:
Guth'sche Stiftung – Gemeinnützige Stiftung Dr. Gerhard Guth & Dr. Manuela Guth

2. Platz: Medventi GmbH, Rostock
„Helpchat – Mehr Zeit für die Pflege“
Die Idee zum Helpchat kam dem Ideengeber Fabian Nokodian bei der stationären Behandlung eines achtjährigen Patienten mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte in der Universitätsklinik Rostock. Durch die notwendige operative Rekonstruktion des Gaumens war das Kind zeitweise nicht in der Lage mit dem Pflegepersonal zu kommunizieren und zu sprechen. Insbesondere Bedürfnisse wie Hilfe beim Toilettengang, Schmerzen oder Hunger konnten nicht rechtzeitig artikuliert werden.
Eine zeitnahe Kommunikation zwischen Patienten und Pflegepersonal ist bei stationären Aufenthalten jedoch unerlässlich. Bislang setzen die meisten Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen auf rein analog-akustische Patientenklingelanlagen.
Helpchat ist die ergänzende App, die es Patienten ermöglicht, jedes Bedürfnis intuitiv mit einer Smart-Device-App raumübergreifend und barrierefrei zu kommunizieren. Darüber hinaus optimiert die Lösung auch die knappen Ressourcen in der Pflegeinfrastruktur, da redundante Laufwege reduziert, komplexe Dokumentationen automatisiert und Pflegeanfragen den entsprechenden Akteuren (z. B. Pflegepersonal, Servicekräfte, Therapeuten) zugeordnet werden können.
Der erste Prototyp wurde am Universitätsklinikum Rostock entwickelt, getestet und verbessert. Mittlerweile ist Helpchat ein kommerzielles Produkt und wird in mehr als fünf Krankenhäusern in Norddeutschland eingesetzt. Zur Evaluierung der Wirksamkeit der Helpchat-App wird eine unabhängige wissenschaftliche Studie an der Universitätsmedizin Greifswald durchgeführt.
Medventi ist ein Team aus Medizinern, Programmierern und Wirtschaftswissenschaftlern.

Preisstifter:
Universitäts- und Hansestadt Greifswald

3. Platz: eSiprint GmbH, Rostock
„3D-Drucken von Silikon und digitale Plattform für die Massenanfertigung“
Mit dem neu entwickelten Material der eSiprint GmbH ist es erstmals möglich, die Binder-Jetting-Technologie für den 3D-Druck von Silikon einzusetzen. Die hohe Produktivität des Verfahrens ermöglicht hohe Produktionsgeschwindigkeiten und große Stückzahlen. Mithilfe einer digitalen Plattform wird Hörgeräteherstellern der Schritt ins digitale Zeitalter ermöglicht, indem die 3D-Drucktechnologie mit einer digitalen Lösungsplattform kombiniert wird.
Der 3D-Scan des Gehörgangs wird ohne 3D-Design-Vorkenntnisse digital angepasst, übertragen und schließlich werden die Otoplastiken für Hörgeräte, Arbeitsschutz und Freizeit mit dem eSiprint-Verfahren gedruckt. Durch die hohe Produktivität und den ressourcenschonenden Materialeinsatz des eSiprint-Verfahrens können die Lieferzeiten um bis zu 75 Prozent und die Kosten um bis zu 50 Prozent im Vergleich zu bisherigen Anbietern gesenkt werden. Nach dem Einsatz in der Hörakustik sind auch weitere Anwendungen in der Orthopädie und im Sportbereich, zum Beispiel für individuelle Schwimmbrillen, denkbar.

Preisstifter:
FPS Anklam GmbH

Jurymitglieder:
Die Preisträger wurden von einer Jury ausgewählt, die sich aus internationalen und nationalen Experten und führenden Persönlichkeiten aus der Gesundheitswirtschaft von Mecklenburg-Vorpommern zusammensetzt. Die Jury hat in einem mehrstufigen Auswahlverfahren mit entsprechender Punktevergabe für die einzelnen Projektideen die Gewinner ermittelt.
Der diesjährigen Jury gehören folgende Vertreter an: Präsident der Nationalen Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft, jeweils ein Vertreter der Preisstifter, ein Vertreter des Fachreferates Gesundheitswirtschaft im Wirtschaftsministerium, ein Vertreter von ScanBalt und ein Vertreter der BioCon Valley® GmbH.